Kleinkinder (3-6J)
Das Arbeiten mit Kleinkindern unterscheidet sich gravierend zu dem mit Erwachsenen. Der Bewegungsdrang ist hier sehr hoch und die kognitive Aufmerksamkeitsspanne gering. Der Unterricht erfolgt vorwiegend über Spiele und spielerische Übungen. Aufgrund der geringen Körpergröße und der kurzen Gliedmaßen ist die Reichweite sehr gering. Es ist daher wichtig, sehr viele Griffe und Tritte in geringen Abständen zur Verfügung zu haben. Partnersichern ist möglich, aber nur in Kleingruppen (Hintersichernde) und bei ständiger Präsenz der Übungsleitenden. Bei sehr kleinen Kindern empfehlen wir einen Kombigurt, weil die Gefahr des Nach-hinten-Kippens dadurch ausgeschlossen wird.
Schulkinder (7-14J)
Auch im Schulkindalter haben Kinder sehr hohen Bewegungsdrang. Lange Stehzeiten sollten daher vermieden werden und der Unterricht primär spielerisch gestaltet werden, wobei Klettern an sich schon alle Elemente eines guten Spieles mitbringt. Technikunterricht sollte weniger über Erklärungen als vielmehr über gute zielgerichtete Aufgaben (Übungen, Boulder, Routen) erfolgen. Zu beachten ist, dass sich die Körpergröße in dieser Phase rasch ändert und die eigenen Proportionen schwer einzuschätzen sind. Die Bewegungspräzision ist bei Kindern nicht im selben Masse wie bei Erwachsenen möglich, dennoch finden Kinder meist ihre individuellen Lösungen, um Bewegungsaufgaben zu bewältigen.
Partnersichern ist in dieser Altersgruppe möglich, wir empfehlen hier über einen langen Zeitraum mit hintersichernder Person zu arbeiten. Erst wenn wir absolut sicher sind, dass aufmerksam und korrekt gesichert wird, kann die 3er Seilschaft aufgelöst werden. Gerade in dieser Altersgruppe sind Auffassungsgabe und Aufmerksamkeitsspanne individuell sehr unterschiedlich und es liegt am Trainer*in, diese richtig einzuschätzen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!
Bei unter 14-Jährigen trägt der/die Trainer*in in jedem Moment die volle Verantwortung. Absolute Aufmerksamkeit und Kontrolle sind unbedingte Voraussetzung!
Jugendliche (15-18J)
Jugendliche befinden sich in ihrer Entwicklung zwischen Kindern und Erwachsenen. Dementsprechend anspruchsvoll kann es sein hier den richtigen Ton und das richtige Programm zu finden. Verantwortungsbewusstsein und Aufmerksamkeitsspanne nehmen rasch zu. Obgleich das Sichern bei über 14-Jährigen ähnlich wie bei Erwachsenen funktioniert, sollten individuelle Entwicklungsunterschiede und verschiedene Persönlichkeiten beachtet werden. Durch die hormonelle Umstellung ist die Kraftentwicklung bei Pubertierenden günstig beeinflusst. Wobei sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bemerkbar machen. Experimentierfreudigkeit, hohe Motivation und Mut sind jugendliche Potentiale die nutzbar gemacht werden können.
Erwachsene (19-60J)
Auch Erwachsene stellen meist keine homogene Gruppe dar. Die körperlichen Voraussetzungen können hier sehr unterschiedlich sein. Ebenso gibt es verschiedene Lerntypen. Menschen, die sich sehr auf ihr Gefühl und körperliche/sinnliche Wahrnehmung verlassen und andere die alles rational verstehen wollen. Um allen Typen gerecht zu werden empfehlen wir einen Mix aus verschiedenen Methoden anzuwenden. Übungsleiter*innen sollten sowohl im Stande sein Klettertechnik zu verstehen und zu erklären, ebenso sollten sie Bewegungsaufgaben bauen und Technikübungen anleiten können.
Senior*innen (> 60J)
Bei der Arbeit mit älteren Menschen ist zu beachten, dass die Verletzungsgefahr tendenziell höher ist. Ein langsames gründliches Aufwärmprogramm ist hier besonders wichtig. Bei dieser Zielgruppe ist es besonders ratsam Vorerkrankungen zu Beginn des Kurses abzufragen. Spiele oder Übungen mit hohem Tempo und großem Verletzungspotential sollten vermieden werden. Manchmal ist es notwendig etwas zu bremsen, weil die Motivation oft sehr groß ist und die aktuellen eigenen Grenzen nicht realistisch eingeschätzt werden.
Beeinträchtigte Personen
Als Übungsleiter*in können wir auch mit physisch oder psychisch beeinträchtigten Personen arbeiten. Klettern ist ein Sport, der mit vielen Beeinträchtigungen sehr gut möglich ist. Zur intensiveren Beschäftigung mit dieser Zielgruppe empfehlen wir die Fortbildung „Adaptive Climbing Workshop - Inklusion beim Klettern als Chance und Herausforderung“ der Naturfreunde Akademie. Um Klettern als Therapeutisches Mittel einzusetzen sind einschlägige Grundausbildungen und spezielle Therapiekletterausbildungen notwendig.