Sieht man sich einen „normalen“ Kletterzug in seiner zeitlichen Abfolge genauer an, so lässt sich dieser in einzelne Funktionsphasen zerteilen. Diese Teilung kann den Übungsleiter*innen helfen, genauer zu verstehen und zu beobachten, was bei einer (Standard-)Kletterbewegung passiert. Alle bisher durchgenommenen Klettertechniken finden sich in der Struktur einer solchen „Standard-Kletterbewegung“ wieder und werden daher auch als Grundtechniken bezeichnet.
Das Konzept der Phasenstruktur dient also einerseits zur Analyse von Klettertechnik. Anderseits kann es für die Kletternden von großem Nutzen sein, um mehr Bewusstsein über die eigenen Bewegungen zu bekommen und eine Art Handlungsanweisung parat zu haben. Wobei sich dieses Modell primär am Routenklettern oder ähnlichen Bewegungen orientiert; für das moderne Kunstwandbouldern ist es wohl wesentlich weniger relevant. Je nach Kletterniveau und Zielgruppe ist es sinnvoll dieses Thema genauer oder nur grob schematisch („steigen-greifen-steigen“) zu behandeln.
Vorbereitungsphase:
Hauptphase:
Endphase:
Technik/Bewegungsbeschreibung
Phasenstruktur der (Standard-)Kletterbewegung:
1.) Vorbereitungsphase
2.) Hauptphase
3.) Endphase
Im Folgenden werden die einzelnen Phasen mit möglichen Hauptschwierigkeiten genauer betrachtet:
Ziel der Vorbereitungsphase ist die Schaffung einer möglichst idealen Ausgangsposition für die Hauptphase (das Weitergreifen). Die Vorbereitungsphase besteht aus einem mentalen Teil (=der Bewegungsplanung) und einem körperlichen Teil (=steigen und KSP verschieben).
Hauptschwierigkeiten:
Wenig konkrete Bewegungsvorstellung. Bewegungserfahrung ist die Grundlage von Bewegungsplanung. Anfänger:innen fehlt hier die Klettererfahrung. Daraus resultiert:
o Die Kletternden erreichen den Zielgriff nur in einer sehr überstreckten Körperhaltung und haben in Folge Probleme diese Position aufzulösen (Tritte zu niedrig).
o Die Kletternden brauchen aufgrund der zu hohen Trittwahl einen hohen Kraftaufwand, um den KSP über die Tritte zu verlagern.
Übungen zur Bewegungsvorstellung:
Für die körperliche Vorbereitungsphase sind sämtliche Übungen aus 4.1 anwendbar.
Hier erfolgt das Weitergreifen zum Zielgriff. Die Bewegung sollte dabei aus den Füßen beginnen und sich wellenförmig (Körperwelle!) über die Beine, Hüfte, Oberkörper, Schulter und Arm bis zur Greifhand fortsetzen. Der KSP wandert dabei über die Tritte und möglichst nahe zur Wand, gleichzeitig wird mit der Haltehand gezogen. Diese Bewegung kann entweder „statisch“ (fett) oder dynamisch (fett) durchgeführt werden. Wobei natürlich auch im Zuge der „statischen“ Hauptphase eine Bewegung stattfindet.
Statisch
Dynamisch (siehe Kapitel 4.6)
Übungen zur Hauptphase:
Dynamisch (siehe 4.6)
3.) Endphase (Stabilisierungsphase)
Unmittelbar nach dem Erreichen des Zielgriffes beginnt die Endphase. Dabei sollte – in Abhängigkeit der Belastungsrichtung des Zielgriffes – über ein rasches Neupositionieren der Füße bzw. eine Verschiebung des KSP möglichst schnell eine stabile Position eingenommen werden.
Übungen zur Endphase:
Verschmelzen von End- und Vorbereitungsphase:
Handelt es sich um eine Bewegungskombination mit gleichzeitiger Vorbereitung für den nächsten Zug, wie dies beim Bouldern, oder auch beim Rotpunkt-Klettern häufig der Fall ist, so wird die Positionierung des KSP und der Füße oft anders aussehen müssen. In diesem Fall kommt es zu keiner ausgeprägten Stabilisierungsphase bzw. verschmelzen die Endphase und die Vorbereitungsphase des nächsten Zuges miteinander. Es geht nun darum, möglichst direkt in eine gute Position für den nächsten Zug zu kommen.