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Stopp für alle Skischaukel-Planungen in der Pyhrn-Priel-Region

Umweltdachverband, Naturfreunde, Naturschutzbund, Alpenverein & WWF fordern:

  • Intakte Naturräume bewahren – naturzerstörerische Projekte ad acta legen!
  • Chancen und Risiken des Klimawandels im Alpenraum stärker berücksichtigen
  • Touristischer Neustart mit Fokus Natur- und Bergerlebnis als Gebot der Stunde

 

Linz, 14. April 2016: Alarmstufe Rot in der Causa Warscheneck: Seit Wochen machen die regionale Wirtschaftskammer und der Tourismus-Verband Pyhrn-Priel wieder Stimmung für eine angeblich „naturnahe“ Verbindung zwischen den Skigebieten Höss und Wurzeralm, die sich bei näherem Hinsehen jedoch als noch absurder, unwirtschaftlicher und naturzerstörerischer entpuppt als alle Varianten, die bis dato diskutiert wurden. „Wir Alpinvereine und Naturschutzorganisationen fordern, dass allen naturzerstörerischen Vorhaben in der Pyhrn-Priel-Region endlich Einhalt geboten wird. Die OÖ Landesregierung muss ein für alle Mal ein Machtwort sprechen, einen Planungsstopp anordnen und eine vernünftige, nachhaltige Regionsentwicklung mit Fokus auf naturorientiertem Ganzjahrestourismus in die Wege leiten. Nur so kann der alpine Naturschatz der Region bewahrt und für unsere Kinder gesichert werden. Ein Skigebietszusammenschluss Höss – Wurzeralm ist nichts anderes als ein Hirngespinst“, erklärt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

 

Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen um das Warscheneck endlich angehen

Das Warscheneck gehört zu den landschaftlich schönsten Bereichen der oberösterreichischen Kalkalpen und ist eine der bedeutendsten Karstlandschaften Europas. Das Bergparadies ist zudem ein Hotspot der Arten- und Lebensraumvielfalt. „Die Region sollte ihre Chancen als Natur- und Nationalparkregion nutzen. Wesentliche Teile des Warscheneck-Gebietes sind seit Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das oberösterreichische Nationalparkgesetz sieht zudem eine Einbeziehung des Warschenecks in den Nationalpark Kalkalpen vor. Wir fordern von den politisch Verantwortlichen im Bundesland Oberösterreich daher die Einhaltung und Umsetzung des Nationalpark OÖ Kalkalpen-Gesetzes und somit die Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen um das Warscheneck statt der Zerstörung dieses Natur- und Bergparadieses durch unsinnige Skischaukel-Projekte“, sagt Maier.

 

Skischaukel 3.0 – der Fakten-Check

2010 wurde erstmals eine naturzerstörende Skigebietserweiterung präsentiert. Der Pisten- und Liftverlauf war nicht nur über den Gipfel des Warschenecks geplant, sondern auch quer durch das streng geschützte Naturschutzgebiet Warscheneck. Ende 2014 wurden die Pläne für das Tunnelprojekt und die Verkehrsdrehscheibe Schafferteich veröffentlicht. Diesem geplanten Eingriff erteilte Landeshauptmann Pühringer selbst eine Abfuhr: „… zu massive Eingriffe in die Natur und wirtschaftlich nicht darstellbar“, so sein Wortlaut im Sommer 2015. Nun findet der bereits dritte Angriff auf das Naturjuwel Warscheneck und sein Umfeld statt. Die Projektwerber wollen glauben machen, dass das Skischaukelvorhaben, welches noch dazu mit Steuergeldern finanziert werden soll,  „mit größtmöglicher Rücksicht auf die Natur“ umsetzbar sei. „Die Folgen eines solchen Projekts werden verharmlost, der Klimawandel wird geleugnet. Noch dazu ist der mangelnde Respekt der Projektwerber vor den Trinkwasserreserven in diesem wertvollen Karstgebiet, welche von gesamtösterreichischer Bedeutung sind, himmelschreiend! Wir sagen ein klares NEIN zu weiterer Naturzerstörung und ein klares JA zur Modernisierung der Wurzeralm“, hebt Herbert Jungwirth, Sprecher des „Mollner Kreises“ und Naturschutzreferent des OÖ Alpenvereins, hervor.

 

Neue Zukunftsperspektiven sind gefordert

„Die Zukunft des Naturschutzgebietes Warscheneck darf nicht von der Errichtung eines naturzerstörenden, geldvernichtenden und völlig den Klimawandel ignorierenden Erweiterungsprojektes abhängig gemacht werden. Vielmehr ist es notwendig, neue und zeitgemäße Wege mit einer zielgruppenorientierten Angebotsplanung zu beschreiten. Nur in Richtung des vermeintlichen Allheilmittels ‚Skischaukel’ zu schielen, ist weder nachhaltig noch erfolgsversprechend“, so Gerda Weichsler-Hauer, Vorsitzende der Naturfreunde Oberösterreich. Die Pyhrn-Priel-Region verzaubert mit ihren Bergen, Schluchten, Gebirgsbächen und ihrer besonderen landschaftlichen Vielfalt. Dies gilt es – durch eine sanfte Entwicklung des Tourismus mit besonderer Rücksichtnahme auf die Natur – zu erhalten. Die Kombination von Sport- und Naturerlebnis begeistert hier alle Zielgruppen gleichermaßen. So ist die Region bereits jetzt als Eldorado für WanderInnen, KletterInnen und MountainbikerInnen bekannt und hat das Potenzial, diese Rolle noch stärker einzunehmen. Dafür sind jedoch kluge Investitionen dringend notwendig, um die bestehenden Angebote zu verbessern und auszubauen. Ziel sollte es sein, einen ganzjährigen Tourismus zu ermöglichen. Speziell für Familien kann die Region zu einem besonderen Natur- und Bergerlebnis weiterentwickelt werden. Dabei muss der leistbare Sport- und Erlebnisurlaub im Vordergrund stehen. Wie beispielsweise eine für Familien und Kinder attraktive Skiregion aussehen kann, zeigt das Skigebiet Serfaus – Fiss – Ladis. In Kombination mit dem Ausbau zu einem Skitourenkompetenzzentrum – mit dem diesem boomenden Segment des Wintersports die notwendige Aufmerksamkeit erteilt werden könnte –, würde der Tourismus nachhaltig gestärkt und gefördert werden.

 

Abtausch von Naturschutzgebietsflächen ist unlauter

„Jene, die glauben, dass immer wieder ,hier ein Scheibchen, da ein Stückchen Naturschutzgebiet‘ abgeschnitten oder getauscht werden kann, sind in die Schranken zu weisen und endlich angehalten, den hohen Erlebniswert dieser Landschaft durch ganzjährige, nachhaltig naturschonende Projekte zu erschließen. Die Gebirgslandschaften des Warschenecks sind ein wahres Juwel unter unseren heimischen Naturräumen. Naturschutzgebiete werden nicht leichtfertig ausgewiesen, sondern sind immer das Ergebnis intensiver Recherchen oder der Einzigartigkeit von Naturgebieten. Zudem sind sie Lebensraum vieler seltener Pflanzen und Tiere und viel zu schade, um dem Ausbauwahn mancher Zeitgenossen geopfert zu werden. Naturräume wie diese gehören nicht uns, sondern den nächsten Generationen“, betont Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbundes OÖ.

 

Naturschatz Warscheneck für ein nicht klimasicheres Skigebiet zu opfern, ist verantwortungslos

Das Warscheneck-Plateau ist nicht nur eine der wenigen größeren infrastrukturfreien Landschaften Oberösterreichs, sondern beherbergt auch eines der größten alpinen Naturwaldgebiete der Ostalpen. Eine Skigebietsverbindung würde diese einmaligen Lärchen-Zirbenwälder schwer schädigen. Das Warscheneck ist außerdem eine der größten Karstquellen der Ostalpen. Tunnelbohrungen würden das Grundwasser im Bereich des sehr zerklüfteten Karstsystems verunreinigen. Das könnte zu Problemen bei der Versorgung der Region mit sauberem Trinkwasser führen. Neben den Beschneiungsanlagen würde die existenziell wichtige Ressource Wasser zusätzlich belastet. „Wir müssen unsere letzten naturnahen alpinen Lebensräume mit ihren gefährdeten Arten von europäischer Bedeutung, wie etwa Grauspecht oder Schneehuhn, erhalten. Solche Vogelarten sind in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie der EU gelistet und daher unbedingt schützenswert. Geschäftsinteressen gegenüber dem verbindlichen Lebensraum- und Artenschutz Vorrang einzuräumen, geht gar nicht. Naturschutzlandesrat Haimbuchner hat Eingriffe in das Naturschutzgebiet Warscheneck bislang klar abgelehnt. Wir fordern Landeshauptmann Pühringer auf, ihm nicht in den Rücken zu fallen und dafür zu sorgen, dass OÖ auch für bedrohte Natur eine gute Heimat bedeutet“, unterstreicht Matthias Schickhofer für den WWF Österreich. „KlimaforscherInnen bestätigen, dass Skigebiete unter 2.000 Metern mittelfristig wegen des Klimawandels immer mehr Probleme bekommen werden. Den touristischen und ökologischen Naturschatz des Warschenecks für eine nicht klimasichere Skigebiets-Schimäre zu opfern, ist daher völlig verantwortungslos“, so Schickhofer.

 

Skischaukel mit Übereinkommen zum Schutz der Alpen nicht vereinbar

„Für die Errichtung einer Skischaukel zwischen Hinterstoder und der Wurzeralm müssten die Naturschutzgebiete am Warscheneck teilweise für Lifte bzw. Pisten beansprucht werden. Nach dem Naturschutzprotokoll der völkerrechtlich verbindlichen Alpenkonvention ist Österreich verpflichtet, Eingriffe in alpine Schutzgebiete zu unterlassen, wenn sie dem Schutzziel widersprechen. Schutzgebiete sind nach diesem internationalen Alpenregelwerk sogar zu erweitern. Nationalparks werden dabei ausdrücklich genannt. Ein Skigebietszusammenschluss in einem Trinkwasserschongebiet kann wohl nicht im vorrangigen öffentlichen Interesse liegen“, sagt Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins. „Projekte wie diese beeinträchtigen außerdem unwiederbringlich die Landschaft – und damit unser wichtigstes Kapital für den Natur-, Gesundheits- und Erholungstourismus. Landschaft ist nicht vermehrbar, das Wettrüsten um jeden ökologischen, aber auch ökonomischen Preis muss ein Ende haben“, so Renzler.

 

Appell an Politik: Klare Absage an das Skischaukel-Projekt

Umweltdachverband, Naturfreunde, Naturschutzbund, Alpenverein und WWF fordern einen sofortigen Planungstopp und eine klare und unmissverständliche Absage jeglicher Skischaukelprojekte. „Es dürfen keine weiteren öffentlichen Mittel in fehlgeleitete, naturzerstörerische Planungen gesteckt werden. Die Genehmigung einer Neuerschließung am Warscheneck – in welcher Variante auch immer – und Opferung dieses streng geschützten Kalkstocks für die Seilbahnwirtschaft und den alpinen Skitourismus käme nicht nur einer Bankrotterklärung des Naturschutzes gleich, sondern wäre auch wirtschaftlich ein Himmelfahrtskommando. Subventionen müssen vorrangig in klimasichere, umwelt- und sozialverträgliche neue Tourismusangebote fließen – machen wir die Region gemeinsam fit für die Zukunft!“, so die Alpinvereine und Naturschutzorganisationen abschließend.

Den Naturschatz Warscheneck für ein nicht klimasicheres Skigebiet zu opfern, ist verantwortungslos.
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