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Wintervergnügen für alle: Schneeschuhwandern

Was ist vom Kauf von Schneeschuhen bis zur Wahl der geeigneten Tour zu beachten? Ein Überblick von Bernhard Baumgartner mit einer Auswahl attraktiver Schneeschuhwanderungen.

Sobald der Winter eine dicke Schneedecke über die Landschaft breitet, lockt es selbstverständlich auch die Nichtskifahrer hinaus in die Natur. Zu tiefer Schnee für das Zufußgehen im ungespurten Gelände fordert zu alternativen sportlichen Möglichkeiten heraus: Doch Skifahren muss man können, und Langlaufen im Tiefschnee funktioniert nicht so einfach wie in der Loipe. Mit Schneeschuhen gehen können aber alle Wanderer, ohne etwas lernen oder viel trainieren zu müssen; zumindest gilt das für die ersten Versuche auf flachen und sanften Touren.

Schon in der Steinzeit gab es zum Fortbewegen im tiefen Schnee verlängerte Schuhsohlen, ähnlich unseren heutigen Schneeschuhen. Und die modernen Schneeschuhe aus Holz sehen so aus, als ob sie von den Modellen der Indianer oder Trapper abgeschaut wurden. Im alpinen Bereich waren bei Holzknechten und Jägern eher rundliche „Schneeteller“ gebräuchlich. Nach dem Erfolg der Skipioniere um 1900 verdrängte der Alpinski schließlich alle anderen Geräte.

Die Masse der naturhungrigen Nichtskiläufer, lange Zeit zum Spazierengehen auf gebahnten Wegen verurteilt, wurde erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts für den Wintersport entdeckt. Mittel dazu waren die mit neuzeitlichen Methoden verfertigten Schneeschuhe. Sie eroberten die Regale der Sportgeschäfte, und in die Veranstaltungsprogramme der Tourismuswirtschaft wurden Schneeschuhwandern-Angebote aufgenommen. Entscheidend für den Erfolg der Schneeschuhe war jedoch der Anklang bei den Wanderern und Naturliebhabern.

 

Wie ich zum Schneeschuhwandern kam

Für viele SkifahrerInnen ist die Schneeschuh-Euphorie unverständlich. Warum dahinstapfen, wenn man wie mit Flügeln durch den Tiefschnee schwingen oder im sanft bewegten Gelände zügig dahingleiten kann? Für mich war der „Schubser“ ins Schneeschuh-Zeitalter ein Geschenk zu einem runden Geburtstag: Schneeschuhe mitten im August, noch dazu ein überdimensionales Trapper-Modell, zum Glück mit Option zum Umtauschen. Aus diesem Spitzenprodukt wurden dann zwei Paar Schneeschuhe (in der von einem Experten empfohlenen Kunststoffausführung), um nicht zum Alleinstapfen „verurteilt“ zu sein …

Je nach geplanter Route greife ich nun nach Skiern oder nach den Schneeschuhen. Am besten verwendet man die Schneeschuhe dort, wo das Gelände fürs Abfahren mit Alpinskiern zu wenig Platz bietet oder für Langläufer zu steil ist. Und wenn Bruchharsch droht, über den ich mit Schneeschuhen mühelos dahinmarschieren kann, lasse ich jede Art von Skiern lieber zu Hause.

 

Während einer vom Gelände her eher „gemischten“ Tour war ich völlig erstaunt, wie viele Tourengeher hier nicht mit Alpin- oder Langlaufskiern unterwegs waren, sondern mit Schneeschuhen. Wer also mit dem Skilauf, egal ob alpin oder nordisch, nichts am Hut hat, kann auf jeden Fall mit Schneeschuhen glücklich werden!

 

Gut ausgerüstet

Das Angebot von Schneeschuhen ist schon deshalb überaus reichhaltig, weil sich viele Sportartikel-Produzenten auch in dieser Sparte ihren Marktanteil sichern wollen. Ein vom Material her hochwertiges Gerät wird die Erwartungen wahrscheinlich am besten erfüllen. Aber es muss kein Modell mit einem Spitzenpreis sein – die vernünftige Obergrenze liegt bei 200 bis 250 Euro.

 

Meine Vorgaben für Schneeschuhe für Touren bis ins mittelschwere Gelände lauten so: Die Bindung muss leicht an die Schuhe anzupassen sein und fest sitzen, ohne zu drücken. Krallen unter der Schuhspitze und Zacken an der Auftrittsfläche sind für harten Untergrund ebenso unentbehrlich wie die Steighilfe fürs Bergauf- und die Fersenfixierung fürs Bergabgehen. Außerdem darf es keines der typisch riesigen Trapper-Modelle sein, die kaum auf den Rucksack geschnallt werden können. Die Dimension richtet sich nach dem Gewicht des Benützers; darüber hinaus sollen die Schneeschuhe leicht und stabil sein.

Ob ein Modell mit Alurahmen oder gänzlich aus Kunststoff (Hartplastik) empfehlenswert ist? Meinem Empfinden nach erscheint ersteres zwar zünftiger zu sein; in der Literatur wird jedoch der Kunststoffvariante der Vorzug gegeben, wenn es um die sichere Bewältigung von anspruchsvollem alpinem Geländes geht.

 

Die sonstige erforderliche Ausrüstung entspricht jener für Winterwanderungen: Mehrschicht-Kleidung und Kälteschutz, wasserdichte Bergschuhe und Gamaschen, damit die Füße trocken bleiben.

Nicht vergessen darf man die meist zu wenig beachteten Stöcke. Ich empfehle die gebräuchlichen Berg- oder Walkingstöcke mit ausreichend großen Schneetellern (Langlaufstöcke sind zu lang, Alpinskistöcke zu unhandlich).

 

Sicher auf Tour

Extreme SportlerInnen werden mit Schneeschuhen auch extreme Routen wählen, vielleicht auch für den Zustieg zu gewagten Snowboard-Abfahrten.

Für den „Normalverbraucher“ soll das Gelände am besten von nicht zu sanft (und daher langweilig) bis zu mittelsteil (und damit nicht zu anspruchsvoll) reichen. Wer als Wanderer leichte Wege bevorzugt, soll auch mit Schneeschuhen in leichtem Gelände unterwegs sein. Denn vor allem im Winter kommt man auf höheren Bergen und bei widrigen Wetterverhältnissen nicht ohne entsprechende Ausrüstung, Kondition und Erfahrung aus. Neben dem Spaß in der tief verschneiten Natur ist es ja auch für Schneeschuhgeher am wichtigsten, heil zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückzukommen.

Beim Abstieg sollte man eher mit Rückenlage gehen und die Fersen fixieren, weil es sonst leicht zu gefährlichen Vorwärtsstürzen kommen kann. Seitliches Queren möglichst vermeiden, vor allem wenn der Hang steil und der Schnee hart ist.

Bei sehr tiefem oder schwerem Schnee wird das Stapfen ganz schön anstrengend – dann keine zu lange Tour wählen!

 

Der Schnee sollte möglichst wenig „zerspurt“ sein; mit Schneeschuhen in einer Skispur, das kann einfach nicht passen. Auf Routen mit tief ausgetretenen Gehspuren besser verzichten, wenn es daneben keine Ausweichmöglichkeit in den Tiefschnee gibt (etwa in Hohlwegen).

 

Selbst das verlockende „Querwaldein“ stößt an Grenzen, weil das Wild in seinen Rückzugsgebieten nicht beunruhigt werden darf. Abgesehen davon muss man beachten, dass ab einer gewissen Steilheit auch das scheinbar sichere Waldgelände nicht frei von Lawinengefahr ist (siehe auch Artikel über risikobewusstes Verhalten im winterlichen Gebirge, S. 22).

 

Welche Technik?

Ein „echter“ Schneeschuhwandern-Spezialist (ich selbst empfinde mich eher als Praktiker) kam nach einer Reihe von Veröffentlichungen zur Erkenntnis, dass die Gehtechnik mit Schneeschuhen jedermanns eigene Sache ist. Dieser Ansicht kann ich mich aus eigener Erfahrung anschließen: Mit Schneeschuhen kann jeder Wanderer Freude haben!

 

Trotzdem ist ein Schneeschuhwandern-Einführungskurs (z. B. von den Naturfreunden, siehe Kurshinweis) von Vorteil, vor allem weil man in diesem auch über Tourenplanung, Orientierung und Schneekunde informiert wird und damit sicherer und mit noch mehr Genuss unterwegs sein kann.

 

 

Text und Fotos von Bernhard Baumgartner, Wanderexperte, Buchautor und Blogger auf www.wandertipp.at/bernhardbaumgartner

Bergtour mit Schneeschuhen (Blick vom Sulzenberg zum Göller).
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