Text: DI Matthias Pilz, bei den Naturfreunden Österreich für Wegeinfrastruktur, AWIS.GIP und Geoinformation zuständig
Jeder Meter eines Wegs hat seine Besonderheiten. Und jeder Meter wird von einer Wegewartin oder einem Wegewart ehrenamtlich gepflegt. Während Wegewartinnen und -warte früher vorrangig mit Schnittschutzhose und Kettensäge umgehen können musste, sind heute auch Feingefühl am Touchscreen und der richtige Umgang mit Daten gefragt. In die Wegedatenbank der Naturfreunde werden neben dem Wegverlauf auch Schilder, Gipfelkreuze und Bauwerke sowie Mängel, Arbeiten und Aufgaben in die Datenbank aufgenommen. Geschuldet ist diese Entwicklung dem steigenden Bedarf an lückenloser Dokumentation. Immer öfter stellt sich nämlich nach Unfällen die Schuldfrage. Dank des Haftungsprivilegs bietet bei rechtlichen Auseinandersetzungen eine gute Dokumentation der Wege Schutz. Die von den Wegewartinnen und -warten gespeicherten Informationen - bis jetzt wurden bereits 5000 km Wanderwege digital erfasst - stellen die Naturfreunde ab Mitte des Jahres über die Plattform awisgip.at auch der Öffentlichkeit frei zur Verfügung.
Früher saßen die Wegewartinnen und -warte nach getaner Arbeit mit den wegansässigen Landwirtinnen und -wirten gerne bei einer Jause zusammen. Heute hingegen flattert auch schon einmal eine Besitzstörungsklage ins Haus. Immer öfter wird von Seiten der Grundeigentümer*innen versucht, das ersessene Recht einzuschränken, das auf beinahe allen Wegen die rechtliche Grundlage darstellt. Doch die alpinen Vereine wie die Naturfreunde treten solchen Bestrebungen vehement entgegen und lassen es nicht zu, dass ihre Rechte beschnitten werden. Sie sind auch dafür dankbar, wenn ihnen Einschränkungsmaßnahmen umgehend gemeldet werden.
Der Hauptteil des Wegenetzes der Naturfreunde liegt im subalpinen Bereich, also zum Großteil im Wald. Damit sind die Wege nur relativ selten von Felsstürzen und Permafrosterosion betroffen. Umso mehr leiden sie unter den Folgen von Sturmereignissen und Schneebruch; nicht selten sind die Wegewartinnen und -warte mit Windwürfen konfrontiert, die weder sie noch die Grundeigentümer*innen gefahrlos aufarbeiten können. Die sich ändernden Klimabedingungen machen auch viel häufigeres Ausmähen oder Freischneiden der Wege notwendig.
Wanderwege stellen die bedeutendste Freizeitinfrastruktur Österreichs dar. Ohne Wege gäbe es keinen sicheren Zugang zur Natur. Unsere Wanderwege sind jedoch von einer ganzen Reihe von Umständen bedroht und brauchen dringend Hilfe. Von der Wegepatenschaft bis hin zum einmaligen Hineinschnuppern in die Wegearbeit freuen wir uns über jede Unterstützung. In vielen Regionen suchen die Naturfreunde nach Verstärkung ihrer Wegeteams. Wenn du als Wegewart*in die Infrastruktur in unseren Bergen erhalten möchtest, kontaktiere bitte per E-Mail Matthias Pilz: wege@naturfreunde.at.
Im Rahmen des neuen Projekts „TRAILS“ gehen die Naturfreunde gemeinsam mit den beiden Organisationen OTI Slovakia und MAS (Mountaineering Association of Serbia) der Frage nach, wie man jüngere Menschen zur Arbeit im Wegemanagement motivieren kann. Mit den Kooperationspartnern sollen auch internationale Austauschmöglichkeiten entwickelt werden, um für junge Menschen einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen.
Im Gespräch mit Tamara Dekum von den Naturfreunden Linz, die seit 2019 das Wanderwegenetz in der Region Linz und bis hin zum Großen Pyhrgas pflegt.
Tamara, welche Tätigkeit macht dir am meisten Spaß?
Mir gefällt die Vielfalt der Arbeiten: Sie reicht vom Pinseln der rot-weiß-roten Wegmarkierungen über das Einbohren von Seilversicherungen bis hin zum Errichten neuer Beschilderungen.
Was sind für dich die größten Herausforderungen?
Unser Team, das mittlerweile aus mehr als zehn Personen besteht, ist in Sachen Wegewartung noch relativ unerfahren. Wir alle sind noch nicht lange dabei. Immer wieder stoßen wir auf Aufgaben, die für uns völlig neu sind – beispielsweise den Neubau einer kaputten Holzbrücke in einem Gelände, das weder mit dem Auto noch mit einem Traktor erreichbar ist. Da erarbeiten wir gemeinsam eine Lösung und setzen diese um. Es kann natürlich auch mal passieren, dass wir ein Werkzeug vergessen haben und vor Ort improvisieren müssen. Aber genau das macht auch den Reiz und Spaß an der Arbeit aus.
Was ist deine Motivation, dich für unsere Wege einzusetzen?
Es ist erfüllend, in der Natur Zeit mit Freundinnen und Freunden zu verbringen und dabei auch noch etwas Sinnstiftendes für die Allgemeinheit zu tun. Und man lernt auch wahnsinnig viel dabei. Ich als Büromensch hatte vor fünf Jahren noch keine Ahnung, wie man eine Seilversicherung macht, wie eine Sitzbank gebaut wird oder welches Holz sich für den Bau einer Brücke am besten eignet. Das ist einfach eine sehr lässige Abwechslung zum beruflichen Alltag. Der Vorteil an der Wegearbeit ist, dass wir zeitlich sehr flexibel sind und sich das gut in meinen Alltag integrieren lässt. Darum kann ich das jedem, der mit dem Gedanken spielt, sich hier einzubringen, nur empfehlen.